Rob McFarland, Georg Spitaler und Ingo Zechner (Hg.):
Berlin – Boston: De Gruyter Oldenbourg 2020
976 Seiten, Deutsch
ISBN 978-3-11-064003-8
e-ISBN (PDF) 978-3-11-064162-2
e-ISBN (EPUB) 978-3-11-064208-7
Panorama eines großen Reformprojekts
Das Rote Wien war lange ein Kampfbegriff, der auf die politischen Mehrheitsverhältnisse in Österreich anspielte: eine sozialdemokratische Insel innerhalb einer konservativ regierten Republik. In der internationalen Forschung ist daraus ein alternativer Epochenbegriff geworden, der die Jahre 1919-1934 bezeichnet und das Spannungsfeld zwischen den politischen Lagern, aber auch die Wissenschaft, Kunst und Kultur dieser Zeit umfasst. Das Rote Wien steht für die Zweite Wiener Moderne mit ihren Hoffnungen, konkreten Utopien und Entwürfen einer neuen Gesellschaft. Das Massenelend nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, die Flüchtlingskrise nach dem Zusammenbruch des Vielvölkerstaates, die Finanz- und Wirtschaftskrise, die prekären Lebensverhältnisse und die Herausbildung einer neuen Konsum- und Freizeitkultur sind die Rahmenbedingungen dieses gesellschaftspolitischen Experiments. Wie baut man eine Großstadt ohne Slums und Ghettos, wie gewährleistet man Gesundheitsversorgung für alle, wie schafft man ein sozial durchlässiges Bildungssystem: heutige Fragen als ferne Echos aus einer Zeit, in der politischer Gestaltungswille und Aufklärung eine zerbrechliche Allianz eingingen.
Geduckt mit Unterstützung des Ludwig Boltzmann Institute for Digital History (LBIDH).
Die Forschungs- und Editionsarbeiten für dieses Buch wurden durch großzügige Unterstützung der Stadt Wien Kultur (Kulturabteilung der Stadt Wien, MA 7) ermöglicht.
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Stimmen
"Es ist, ohne Umschweife, das historische Buch des Jahres." (David Mayer, Tagebuch, No. 12/1, 30.11.2020)
"Letztlich spiegelt sich in dieser vielschichtigen Quellensammlung der Entwurf einer egalitären Gesellschaft auf vielen Ebenen." (Doris Griesser, Der Standard, 11.11.2020 / derstandard.at, 17.11.2020)
"Die Herausgeber, eine internationale Forschungsgemeinschaft, verstehen das Rote Wien nicht bloß als ein sozialpolitisches Reformunternehmen, sondern als ein Projekt der Spätaufklärung zur Modernisierung, Ästhetisierung und Rationalisierung der Gesellschaft." (Joachim Riedl, Die Zeit, No 49, 26.11.2020 / Zeit Online, 28.11.2020)
"Warum wurden Mädchen so mies ausgebildet? Was stand am Speisezettel von Familien? Was aßen Arbeitslose? Stundenlang vergrabe ich mich in Originaltexten aus diesem phantastischen Buch und lese den staunenden Kids vor. Meine Weihnachtsempfehlung 2020." (Florian Klenk, Falter-Chefredakteur, Facebook, 02.12.2020)