4. Jahrestagung, 8.-10. Juni 2001

Das Bemühen um Erweiterung des ursprünglichen Untersuchungshorizont war mit der Neubestimmung seines Gegenstandsbereichs verbunden, eine Neubestimmung, welche auf der Grundlage der oben dargestellten wechselseitigen Durchdringung des urbanen oder kolonialen Raumes mit ästhetischen, artifiziellen Imaginationstopographien einen auch terminologisch neuen Zugang zur modernen ‚Produktion des Raums' (Lefebvre) finden wollte. Ungeachtet der ubiquitären metaphorischen Verwendung räumlicher Epitheta im poststrukturalistischen Diskurs erscheint die diskursive Analyse jener "deeper social origins of spatiality" sowie "its problematic production and reproduction" (Eduard Soja) nämlich nach wie vor als hermeneutisches Desiderat.
Topographien sind - im Sinne kultureller Entitäten - immer schon als geographisch-soziologische Realitäten und als Resultate imaginativer Zuschreibungen (inklusive ihrer Archivierung) aufzufassen. So ist auch die stratifikative Abgrenzung, Benennung und Verteilung differenter Gruppen im urbanen Raum bereits Ergebnis kultureller Praxen und diskursbedingter Zuschreibungen von kulturpolitischer Brisanz. Denn das ‚Reale' (materielle und soziale Substrukturen, Raumplanung, Architektur, Verkehrsnetzwerke und dergl.) und das ‚Andere', Imaginäre eines Raums (imagined space) sind aufeinander dialektisch eng bezogen und nie eindeutig zu trennen: als Produkt der radical imagination (Castoriadis), einer an die Wurzeln gehenden Synthese, sind sie stets auch das Produkt spontaner Formung, einer je spezifischen Diskursgestalt, aus der die Anteile der Repräsentation nicht einfach - etwa durch ein quellenkritisches Instrumentarium - herausgerechnet werden können.

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Ort: IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften, Wien

Jahresthema 2000/01: Fictional / Factional Spaces